Neurodermitis-Beschwerden lindern

München (humannews) – Patienten, die unter der erblichen Hauterkrankung Neurodermitis leiden, können ihre Beschwerden durch regelmäßige Vollbäder lindern, denen ein wenig Bleichmittel zugesetzt wird. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung e.V. in Hannover unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie aufmerksam.
„Wegen des starken Juckreizes kratzen Neurodermitis-Patienten ihre Haut oft auf und ziehen sich dann Infektionen zu, die zur Bildung von Pusteln, Krusten und nässender Haut führen“, erläutert Prof. Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Leiter der Pneumologischen Klinik Waldhof Elgershausen in Greifenstein. „Gegen die bakterielle Besiedelung der Haut, die meist durch Staphylokokken erfolgt, kann man Antibiotika einsetzen. Was aber nicht unproblematisch ist, weil sich dadurch resistente Keime bilden können, die gegen herkömmliche Antibiotika unempfindlich sind. Anstelle von Antibiotika wurden daher auch schon verschiedene Desinfektionsmittel ausprobiert, die allerdings zu Hautreizungen führten oder kosmetisch inakzeptable Auswirkungen hatten. Eine vielversprechende Alternative, mit der sich die Bakterien wirksam und ohne unerwünschte Nebenwirkungen abtöten lassen, haben jetzt Wissenschaftler aus Chicago aufgezeigt: Natriumhypochlorit – das ist ein Bleichmittel, das in vielen Haushaltsreinigern enthalten ist und auch zum Desinfizieren, zum Beispiel in Schwimmbädern, verwendet wird.“
Im Bad auch den Kopf untertauchen
In der genannten Untersuchung nahmen 31 Neurodermitis-Patienten (in einem Alter zwischen 6 Monaten und 17 Jahren) über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg zwei Mal wöchentlich ein zehnminütiges Vollbad, dem ein halber Becher 6%iges Natriumhypochlorit beigegeben wurde. „Bereits nach einem Monat verbesserte sich das Hautbild der Betroffenen deutlich im Vergleich zur Kontrollgruppe, die ohne Bleichmittel badete“, betont Prof. Morr. „In geringen Mengen eingesetzt ist Natriumhypochlorit für die Haut unbedenklich und zudem erstaunlich geruchlos, so dass bei seiner Anwendung kein penetranter Badeanstaltgeruch zu befürchten ist. Um ein potenzielles Reservoire für resistente Erreger in den Nasenflügeln zu bekämpfen, bekamen die Patienten eine antibiotische Nasensalbe verordnet, die an fünf aufeinander folgenden Tagen pro Monat angewendet wurde. Darüber hinaus möchte ich Patienten empfehlen, beim Baden auch mit dem Kopf (bei geschlossenen Augen) kurz unterzutauchen, damit alle Hautregionen mit dem Bleichmittel in Kontakt kommen. Ansonsten bleiben betroffene Bereiche um Kopf und Hals von einer Verbesserung ausgenommen.“
Ohne Behandlung droht Verschlimmerung
Die Neurodermitis ist eine der häufigsten, genetisch und allergisch bedingten Hautkrankheiten, unter der allein in Deutschland etwa 4 Millionen Menschen leiden. Bis zu 10% der Kinder und jungen Erwachsenen sind von der Erkrankung betroffen, wobei sich die Häufigkeit wie bei anderen Allergien auch in den Industrienationen in den letzten zehn Jahren verdreifacht hat. Neurodermitis zählt – gemeinsam mit allergischem Asthma und allergischem Schnupfen – zum so genannten atopischen Formenkreis, wobei die allergischen Reaktionen entweder die Haut, die Bronchialschleimhaut oder die Bindehäute und Nasenschleimhäute betreffen können. Erkrankungen des atopischen Formenkreises neigen dazu, sich auszuweiten bzw. von einer Form in eine andere überzugehen, wenn sie unbehandelt bleiben.
Weitere, ausführliche Informationen über die Ursachen von Neurodermitis und deren Behandlungsmöglichkeiten finden Betroffene und Interessierte im Internet unter lungenaerzte-im-netz.de.





Bewerte diesen Artikel:
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne
Loading...


Verwandte Themen: