Hannover (humannews) – „Der Heilpraktiker spaltet die Meinungen wie kaum ein anderer Beruf. Die einen schwören auf ihn, die anderen würden ihn am liebsten abschaffen. Aber Naturheilkunde und Komplementärmedizin bieten mit ihrer Vielfalt von Therapeuten und Behandlungsmethoden sowie der Sichtweisen von Gesundheit, Krankheit und Genesung eine Erweiterung und wertvolle Ergänzung der modernen Medizin. Der Heilpraktiker trägt wesentlich zur Volksgesundheit bei.“ Mit diesem Plädoyer eröffnete Organisatorin Monika Gerhardus die Heilpraktikertage Hannover 2009.
„Heilpraktiker – Kompetenz und Qualität in Sachen Naturheilkunde“ hieß das Motto der Heilpraktikertage in Hannover, die am 2. und 3. Mai 2009 im Congress Centrum stattfanden. Heilpraktiker, Naturheilkundler, Naturwissenschaftler und Berufsanwärter, vor allem aus dem norddeutschen Raum, waren der Einladung der DDH (Die Deutschen Heilpraktikerverbände), dem Zusammenschluss der fünf größten und mitgliederstärksten Heilpraktikerverbände in Deutschland, in die niedersächsische Metropole gefolgt. Die DDH vertritt rund 90 Prozent aller deutschen Heilpraktiker und gilt damit als maßgeblicher Ansprechpartner in allen berufsständischen Fragen.
Jährlich rund 15 Millionen Behandlungen
Die rund 20.000 in Deutschland zugelassenen Heilpraktiker führen im Schnitt pro Jahr 15 Millionen Behandlungen durch und entlasten dadurch die Kostenträger jedes Jahr in Milliardenhöhe. Täglich konsultieren bundesweit 60.000 Patienten die Heilpraktikerpraxen und sind bereit, die Leistungen ihres Behandlers aus der eigenen Tasche zu zahlen. „Obwohl etwa 70 Prozent der Bundesbürger Angebote von Heilpraktikern nutzen, liegt der Etat für naturheilkundliche Forschung weiterhin im Prozent- bzw. Promillebereich“, resümierte Monika Gerhardus als Präsidentin der Union Deutscher Heilpraktiker (UDH) stellvertretend für die Branche. Für die Entwicklung von Therapiemöglichkeiten oder Studien stünden pro Jahr weniger als eine Million Euro zur Verfügung – der Gesamtetat des Bundesforschungsministeriums allein für Bereich Gesundheit und Medizin betrug dagegen 2008 knapp 620 Millionen Euro. „Wir bräuchten mindestens das Dreifache der bisherigen Zuwendungen, um effektiv forschen zu können“, sagte Gerhardus. Zwar gebe es bereits Forschungsergebnisse, die seien aber bei weitem nicht in dem Umfang wie sie die chemisch orientierte pharmazeutische Industrie erstellen können. Die naturheilkundlichen Arzneimittelfirmen wären dazu allein nicht in der finanziellen Lage, da sie in der Regel klein und mittelständisch organisiert sind. Zudem sei es schwierig, die rechtlichen Forderungen an die homöopathischen Mittel über die wissenschaftliche Wirksamkeit der Mittel zu erfüllen. „In der Naturheilkunde wiegt Erfahrung mehr als Wissenschaftlichkeit. Da sind wir in einem großen Dilemma. Oft wirkt ein Medikament – ob homöopathisch oder nicht – bei jedem Menschen anders“, so Gerhardus abschließend.
Akupunktur und Homöopathie reduzieren Krankheitstage
Ein wissenschaftlich begleitetes Modellprojekt der IKK Sachsen zur Erprobung alternativer Heilverfahren kam 2001 zu dem Ergebnis, dass z. B. Akupunktur und Homöopathie den Durchschnitt der Krankheitstage deutlich verminderten und bei mehr als 80 Prozent der therapierten Patienten auch die Beschwerden verringerten. Dabei entspricht der typische Patient, der sich in die Behandlung eines Heilpraktikers begibt, dem Bild des deutschen Durchschnittsbürgers. Die Naturmedizin genießt hohes Vertrauen bei den Patienten, da sie den Menschen in seiner Ganzheit und mit größerer Nachhaltigkeit betrachtet und bewusst auf das Prinzip der Eigenverantwortung setzt. Insbesondere auch um Nebenwirkungen und Risiken von Standardtherapien zu vermeiden und um vorbeugend die eigene Gesundheit aktiv zu fördern, hat sich ein starker Trend zur Naturmedizin etabliert, wie ein Kölner Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren 2007 ermittelte.
