Dagegen ist im Grunde auch nichts einzuwenden. Die Selbst-Verausgabung findet heute jederzeit und allerorten statt. Besonders Frauen, die Pflichten rund um Beruf und Familie bewältigen müssen, gehen häufig über die Grenzen der Dauerbelastbarkeit hinaus: körperlich, mental, emotional und zwischenmenschlich. Deshalb ist Wellness – wenn richtig umgesetzt – auch durchaus ein wirksames Widerstandsprogramm gegen den Alltagsstress. Man gönnt sich eine Auszeit, erfährt Zuwendung und Streicheleinheiten für Körper und Seele. Wer würde es einer Frau nicht gönnen, die nach tagtäglicher Plackerei irgendwann fordert: Jetzt bin ich auch mal dran?
Dieser Wunsch wird aber nur selten verwirklicht. Schuld daran sind die Gene und die entwicklungsgeschichtliche Prägung. Frauen, insbesondere mit Familienverantwortung, denken grundsätzlich erst an andere, zuletzt an sich selbst. Es sind daher viel seltener Frauen als Männer, die sich nach einem Herzinfarkt zur Genesung in eine Rehaklinik begeben. Warum ist es so? Mein Mann, meine Familie braucht mich, lautet in der Regel die Antwort.
Ein kanadisches Unternehmen, das ein Computerprogramm zur Ermittlung des persönlichen Wellness-Zustands entwickelte, gewann einen internationalen Marketing-Preis für den Erfolg dieses Programms –bei Hundebesitzern. Diese benutzten das Programm allerdings nicht für sich selbst, sondern für ihre Vierbeiner. Auch aus der Werbung erfahren wir „Ist die Katze gesund, freut sich der Mensch“ Doch wer kümmert sich um das Wohl von Miezes Frauchen?
So ist es eine gute Sache, Wellness auch einmal zu verschenken, und zwar jenen, die es verdient haben, aber selbst die Initiative nicht aufbringen, sich hin und wieder etwas Gutes für das eigene gesundheitliche Wohlbefinden zu gönnen. Wellness-Urlaub ist laut Statistik hinter Blumen das zweithäufigste Geschenk zum Muttertag.
Auch zum Geburtstag oder für das Weihnachtsfest ist der Aufenthalt in einem guten Wellness-Hotel ein Präsent, mit dem Mann nichts falsch machen kann.

Bildquelle: Hotel Bernstein - Jochen Tack