Tanorexie

Bräunungssucht – wenn Bräune nie tief genug sein kann. Wer nach 5 Tagen in der DomRep braungebrannt zurückkommt und meint er müsse gleich wieder ins Sonnenstudio, damit ja nichts von der fantastischen Bräune verloren geht, sollte sich fragen, ob auch er darunter leidet. Sicher ist der Begriff „Tanorexie“ gleichbedeutend mit „krankhafter Sonnenexposition“ sehr drastisch, ist er doch von der „Anorexia nervosa“, der Magersucht abgeleitet. Doch trifft diese neue Wortschöpfung – den unkritischen, übersteigerten Genuss der Sonne, oder häufiger, bis zu täglicher Besuche im Sonnenstudio – diese Abhängigkeit schon sehr genau. Dabei haben Tanorexiker das richtige Augenmaß für Bräune schon längst verloren, ist das Braun dem sie nachjagen ein Hautton, den sie als Nordeuropäer, aufgrund einer genetisch geringeren Melaninproduktion, unter „normalen Umständen“ gar nicht erreichen können. Zumindest nicht, ohne ihre Haut auf Dauer zu schädigen. Dabei nehmen sie eine dramatische Beschleunigung der Hautalterung, die sich schon nach einigen Jahren unumkehrbar einstellt, recht gelassen hin.
Ließe sich über diesen leichtsinnigen Umgang mit der Schönheit noch die Stirn runzeln – so hört der Spaß auf, wenn es um krankhafte Hautveränderungen, bis hin zu Krebs geht, die sich zwar erst nach Jahren, aber dafür mit „tödlicher“ Sicherheit einstellen können.
Die Zahl der an bösartigem Hautkrebs, wie dem malignen Melanom erkrankten und verstorbenen Patienten, steigt seit Jahren überproportional, nicht nur in Australien, auch in Europa und den USA. So schätzen Dermatologen heute, dass ca. 20 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens einen Hautkrebs entwickeln. Zahlen, die aufhorchen lassen und uns über diese neue Suchtgefahr nachdenken lassen sollten.
Dabei ist der Bräunungswahn eine Erfindung der Goldenen Zwanziger, und wurde so richtig populär erst durch Coco Chanel, die aus den Ferien mit einem gebräunten Teint zurückkam. Ein für die damalige Zeit unerhörter Vorgang. Bis dahin verteidigten die Damen der feinen Gesellschaft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, wie großen Hüten, Sonnenschirmen und allerlei Pudern ihre „noble“ Blässe. Ein Statussymbol, das sich die arbeitende Bevölkerung schlicht nicht leisten konnte.
Von da an ließen immer mehr Trendsetterinnen ihre Hüte zu Hause und trugen stolz ihre neue Ferieneroberung zur Schau – Sonnenbräune!
Mit der Erfindung des Bikinis und später des Tangas wurde die Stoffbedeckung immer kleiner und die Angriffsfläche der Sonne immer größer. Erst dann wurden auch die negativen Eigenschaften der Sonne augenfällig, wurde die Erforschung des Sonnenlichts wissenschaftlich betrieben. Trotz Aufklärung durch Dermatologen ignorieren viele die Warnungen vor übertriebener Sonnenexposition und viele geben im wahrsten Sinne „ihr Leben“ für die heiß begehrte, sportliche Bräune.
Quelle: beautypress.de





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